Portugal

September, 2025

Roadtrip von der Algarve über Alentejo bis Lissabon

Faro

30 Grad. Die Nebensaison in Portugal hat gestartet und der Easyjet Flieger ist immer noch voll von sonnehungrigen Touristen wie wir es sind. Für knapp 90 Euro hin und zurück fliegen wir für 8 Tage in die Wärme und ans Meer, darauf freuen wir uns. Und natürlich auf die Vanilletörtchen Pasteis de Nata. Ein älterer Mann am Flughafen erzählt uns stolz, dass er nur 20 Euro für das Flugticket gezahlt hat, seine Tochter hat ihn überzeugt, die Reise zu machen, bei dem Preis kann man nichts falsch machen. Und doch gibt es einem zu denken, wie solche günstigen Preise möglich sind und da momentan gestreikt wird vom Bodenpersonal am Flughafen müssen andere dafür zahlen. Der ältere Mann gönnt sich trotzdem ein Bier in der Luft und grinst zufrieden. Ein fader Beigeschmack bleibt. 

Faro ist unser erstes Ziel, nur 10 Minuten vom Flughafen liegt das Walk In Hostel mit schönem Garten und gemütlicher Küche für die erste Nacht, um am nächsten Tag das Mietauto bei Drivalia rechtzeitig abholen zu können. Die Stimmung im Hostel ist entspannt, wir kommen erst spät abends an und können selbst einchecken, was sehr angenehm ist. Ein Holländer erzählt am nächsten Morgen, dass er mit seiner Frau von Russland bis hierher mit dem Rad und  gefahren ist. It was a lot of work – I can imagine!!

An der Tankstelle ums Eck konnten wir lecker und günstig frühstücken und den Busfahrern zuhören, wie sie Witze machen und die vorbeifahrenden Autos kommentieren. Für’s Mietauto werden wir abgeholt und müssen nur 15 Minuten in brütender Hitze auf den Shuttle am Flughafenparkplatz warten. Der Fahrer ist superfreundlich und telefoniert mit seiner Mutter während der Fahrt. Bei der Rezeption der Mietstation dauert es etwas länger, unser Auto ist noch nicht da, dafür bekommen wir Tipps für’s Alentejo und Berichte über die Waldbrände und Hitze im Sommer von der Rezeptionistin. Bisher sprechen sehr viele Portugiesen sehr gut Englisch, was mich etwas erstaunt. Mein Portugisisch ist dafür trotz Duolingo leider eher dürftig. Der Seat kommt frisch geputzt und wir dürfen losfahren – weiter nach Faro.

Das Städtchen ist herzig und einen Besuch wert. Es gibt eine schöne Altstadt und man kann das Naturschutzgebiet Rio Farmosa dort vom Restaurant O Castelo aus beobachten. Ebbe und Flut und die Leute, die Muscheln sammeln. Mit der Fähre kann man auch an den Strand tuckern, dafür fehlt leider heute die Zeit. Für uns geht es nach einem kleinen Stadtbummel der Stadtmauer entlang und nach einem Besuch in einer der Kirchen weiter mit dem Auto nach Tavira an der sog. Sandalgarve um auf der dortigen vorgelagerten Insel Ilha da Tavira zu campen.

Flamingos, Strand und Tavira

Die Fahrt dauert nur 45 Minuten und wir können beim Fähranleger Quatro Aquas auf dem Parkplatz parken. Für nur 1,95 Euro fährt die kleine Fähre auf die Insel, ältere Männer und junge bedienen sie. Sie sehen ein bisschen aus wie ehemalige Fischer, die vielleicht jetzt die Touristen transportieren statt früher den Fisch und sich so ihre Rente aufbessern. Wir checken im Campingplatz Orla ein. Das Personal ist wieder sehr nett und erklärt uns den Platz viele Glamping Zelte sind dort aufgebaut und es gibt auch freie Bereiche für eigene Zelte, alles autofrei, was sehr angenehm und ruhig ist. Unter Pinienbäumen finden wir einen schönen Platz für unser Zelt. Ein sehr netter Mitarbeiter besorgt uns sogar noch einen Tisch und zwei Stühle, dann haben wir auch fast ein Glamping Gefühl;)

Der Strand Praia de Ilha de Tavira ist riesig, kilometerlang weisser Sand und hauptsächlich Portugiesen machen hier in der Nebensaison tagsüber Halt oder Ferien auf dem Campingplatz. Es gibt eine Handvoll Restaurants, die aber ab 18:30h schliessen, wenn die letzte Fähre zurück fährt. Dann bleibt nur das Camping Restaurant Come na gavetta – sie haben sehr leckeres Essen, lokale Produkte und eine eher moderne Küche, von Burger über Thunfisch Tacos, Chicken Bowls und flambierten Garnelen findet jeder etwas. Es ist sehr lecker. Wir bleiben noch eine Nacht länger als geplant weil die Ruhe des Campings gut tut nach der Fahrerei. Wir schauen uns Tavira an, ein nettes Städtchen, grösser als gedacht mit einer schönen Brücke und herzigen Gassen. Hier gibt es schon viele Touristen, die eisschleckend durch die Strassen wandeln, aber alles ist sehr entspannt, wie die ganze Atmosphäre an der Algarve. Die kleine Burg ist einen Besuch wert, man hat einen tollen Ausblick über die Stadt und es gibt einen sehr schönen Garten dort.

Loule & Sand City

Weiter geht es am nächsten Tag über Loule – einem Handwerks-Dorf eher im Landesinneren bis nach Lagoa zur Ausstellung Sand City. Beides hat mir sehr gut gefallen. Loule war am Sonntag wie ausgestorben und auch sehr heiss, aber die Gassen waren sehr schön und schattig, leider waren die Kunsthandwerksbetriebe am Sonntag geschlossen, ebenso wie die berühmte Markthalle, aber trotzdem war die Atmosphäre dort schön. Sand-City hat uns mit den Sand Skulpturen begeistert. Egal ob Comicfigur, Superheld oder Sänger, jeder Künstler hat eine tolle Sandfigur gezaubert.

🐬 Algarve – Sonnenuntergang und Delphine

Nach dem Besuch in Loule sind wir weiter nach  Burgau gefahren, ein kleines Fischerdorf im Westen der Algarve, in der Nähe von Lagos. Das Dorf ist sehr klein und in einer halben Stunde hat man es durchlaufen aber es ist sehr nett und 80 Prozent der Touristen sind Engländer. Den Sonnenuntergang kann man am Strand bewundern und überraschenderweise bei einer kleinen Bar am Dorfrand kamen abends Delphine vorbeigeschwommen, was das ganze Dorf in Aufregung versetzte und toll zum beobachten war. Die Unterkunft dort war superschön, sogar mit Pool.

 iSagres und die letzte Bratwurst vor Amerika in Capo San Vicente

Sagres haben wir besichtigt, das Fort am Zipfel der Küste, aber hinein gegangen sind wir nicht, stattdessen haben wir die letzte Bratwurst von Amerika dort gegessen und sogar ein Zertifikat erhalten. Ans Capo de Vicente sind wir weitergefahren, die Küste dort war sehr beeindruckend und am westlichsten Punkt von Europa zu stehen ebenfalls. Der Leuchtturm soll der hellste in Europa sein.

🌊 Alentejo – Wilde Küste & Freunde am Meer

Der Alentejo hat uns besonders beeindruckt. In Porto Covo und Vila Nova de Milfontes trafen wir Freunde, machten Picknick an den Klippen und ließen den Alltag endgültig hinter uns. Diese Region ist noch ursprünglich, weniger touristisch – perfekt für alle, die Ruhe und Natur suchen.

Das Dorf Vila Nova de Milfontes gefällt mir sehr gut und die Flussmündung direkt in den Atlantik bietet ein tolles Naturschauspiel, weil es am Fluss sehr ruhig ist und man die riesigen Wellen im Hintergrund sieht. Der Campingplatz dort war ebenfalls schön und die Bäckerei Mabi ein absoluter Traum für Fans von Süssem! Porto Covo war die nächste Station, dies ist ein Herzensort von mir, sehr klein und überschaubar und die Küste majestätisch. Der Campingplatz war ok, aber zum Zelten nicht so geeignet, da er direkt ein der sehr lauten Strasse lag.

Unser Freund hat erzählt, dass immer mehr Touristen nun auch in diese Gegend des Alentejo kamen, dieser Sommer war voll, da viele auch wegen den Waldbränden im Norden an die Küste geflüchtet sind. Die Geschäfte in der Architektur laufen nicht mehr so gut wie vor ein paar Jahren, die Löhne im Westen sind tiefer als die im Süden und viele Bauarbeiter sind abgewandert und im Ausland. Es gibt mittleirweise sehr viele Expats oder Rentner aus dem Ausland, die in Portugal leben und arbeiten, was allerdings für die eigene Bevölkerung nicht immer gut ist. Die Mieten in Lissabon explodieren, Bewohner können sich die Wohnungen nicht mehr leisten, Naturschutzgebiete werden umgezont und bebaut und die Preise steigen. Man bekommt ein schlechtes Gewissen als Tourist. Sollen wir überhaupt noch reisen und wie ist fairer Tourismus möglich?

 

Troja und Setubal

Über die Halbinsel Troja sind wir dann mit der Fähre nach Setubal übergesetzt. Es hiess, man könne dort ebenfalls Delphine sehen, leider gab es keine, dafür sehr sehr grosse Quallen im Meer, die neben der Fähre hergeschwommen sind.

Lissabon

Durch Setubal ging es Richtung Lissabon und dort haben wir das Auto wieder am Flughafen abgegeben. Es hat alles gut geklappt, die jungen Mitarbeiter an der Rezeption waren sehr nett und wir wurden wieder mit einem Shuttle bis an den Flughafen gebracht und konnten mit der Metro bis ins Zentrum fahren. Ein Tagesticket für 11Euro für Metro, Bus und Train rentiert sich. Lissabon habe ich jetzt schon 4 Mal besucht. Die Stadt ist heissbegehrt bei Jung und alt, sei es zum feiern in Bairro Alto wo die Kids mit Gratis Shots in die Bars gelockt werden und das Bier für nur 1,50 Eur zum Gelage einlädt. Oder für die kulturell begeisterten mit Burgen und Kirchen, die man mit der tuckernden 28er oder 24er Tram erreicht – mit viel Geduld und Stehvermögen, wenn sich der Verkehr mal wieder endlos staut und die Tourischlangen nicht aufhören wollen. Ich mag die ruhigeren Gassen oder Graca lieber, das Cafe Garagem fand ich toll und die Time Out Markthalle und die LX Factory für abends. Hier kann man hippe Klamotten ergattern und gut essen und trinken. Eine Oase der Ruhe nach dem ganzen Trubel findet man im Park Eduardo bei Place Marques Pombal oder beim Museum Gulbenkain – hier kann man dem Grossstadschungel für einen Moment entfliehen und den Enten und Schildkröten beim baden zuschauen.

Streetart und Kunst

Streetart findet man an der Algarve in Olhao, dort gibt es tolle Kunstwerke an der alten Konservenfabrik und in der Stadt. In Lissabon rings um den Praca de Prato und ebenfalls in der Stadt, der Künster Bordalho II und Vils machen cooole Kunstwerke und bei der ehemaligen Stahlseilbahn Gloria kann man auch selbst Hand anlegen und Grafitti Workshops besuchen. 

 

Tipps für deinen Roadtrip:

  • 🚐 Frühzeitig Camping- und Glampingplätze reservieren – v. a. an der Algarve in der Hochsaison!

  • 🐬 Burgau oder Troia bei Lissabon bieten gute Chancen auf Delfine

  • ⛴️ Die Fähre von Setúbal nach Troia spart Zeit & bietet tolle Ausblicke

  • 🌊 Der Alentejo ist perfekt für alle, die dem Massentourismus entfliehen wollen aber Achtung, die Strömung des Atlantik kann dort sehr stark sein!

  • 📸 Nicht die Kamera vergessen – Portugal ist einfach unglaublich fotogen!

    Fazit: Portugal, wir kommen wieder!

    Unser Roadtrip war eine Mischung aus Natur, Meer, Kultur, Freunden und Entspannung. Ob beim Kaffee in Lissabon, beim Sonnenuntergang in Burgau oder beim Relaxen auf der Ilha Tavira– Portugal hat mich einmal mehr verzaubert.

    📌 Route in Kurzform:
    Faro → Tavira & Ilha de Tavira → Loulé & Sand City → Burgau Sagres → Cabo de São Vicente →  Porto Covo → Vila Nova de Milfontes  →  Troia-Halbinsel → Fähre Setúbal→ Lissabon

Ich kann Portugal jedem empfehlen, egal ob mit Mietauto oder öffentlichen Verkehrsmitteln ist es gut erschlossen und eine Reise wert. Die Bäckereien sind ein Traum! Im Vergleich zu z.B. Korsika oder Sardinien sind die Preise in den Restaurants günstiger und auch die Preise für den Transport sehr moderat. Ich würde die Nebensaison von April bis Anfang Juli oder ab Sept – Ende Oktober empfehlen, vor allem für Lissabon, da die stadt sonst zu voll ist. Der Atlantik ist toll aber mit knapp 18 Grad doch recht frisch zum baden, in Faro ist er etwas wärmer und die Wellen sind nicht so hoch wie im Westen.

Unterkünfte

Bäckereien und Restaurants

Unterhaltung

Transport

Mietauto Drivalia über Billiger Mietwagen 
Tagesticket Lissabon für 11 Euro

  • Sight Seeing 90% 90%
  • Food 70% 70%
  • Transportation 50% 50%
  • Activities 80% 80%

Best Food & Drink

1. Come na Gavetta, Ilha Tavira

Flambierte Gambas oder Chicken Teriyaki Bowl, die moderne Küche bietet für jeden Geschmack etwas

2. Cafe Mabi, Vila Nova Milfontes

Sehr schönes Cafe in der Nähe des Zentrums

3. Sunset Bar A Prateleira, Burgau

Bier, Croquettas, gute Stimmung und wenn man Glück hat Delphine im Meer 😉

Kürzliche Reisen

Hier findet Ihr eine Auswahl kürzlicher Reisen. Zuletzt waren wir für 9 Tage in Portugal.

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